Leerer Bauch studiert nicht gern
Was eine Zeichentrickkatze schon wusste, haben Frauchen und Herrchen offenbar wieder komplett vergessen. Denn seit Neuestem heißt es: erst Spaziergang, dann Abendessen.
Ich bin nicht besonders begeistert von dieser neuen Regel und deshalb versuche ich auch mein Möglichstes, um die beiden Zweibeiner wieder von dieser Idee abzubringen.
Irgendwas liegt ja immer auf der Straße, den Fußwegen, in den Rabatten oder auf dem Waldweg, was ich in den Mund nehmen und die Aufmerksamkeit meiner Menschen auf mich lenken kann. Oft werden sie etwas hektisch und nehmen mir eben von der Straße Aufgenommenes wieder ab. Besonders eklig finden sie, glaube ich, Taschentücher – Himmel, ahnt ihr, wie viele davon einfach so auf den Wegen rumliegen? Spucke ich meine Beute sogar freiwillig wieder aus, werde ich gelobt, was natürlich super ist – und wenn ich sehr lieb schaue und Sitz mache, springt manchmal sogar ein kleines Leckerchen für mich raus.
Aber ganz ehrlich – neuerdings darf ich nun auch nicht mehr die Leine ins Maul nehmen, was ich gerne auf Spaziergängen mache, vor allem, wenn es wieder Richtung nach Hause geht. Stöckchen tragen ist auch nicht mehr ok und dieses komische Ding, das die beiden mir seit Wochen als besonders interessant anpreisen (es lag für mich unerreichbar im Regal, aber auf Sicht. Jeden Tag ist einer von beiden dorthin und hat dieses Ding ganz interessiert befingert und beschnuppert, es danach dann wieder weggelegt), ist nichts weiter als eine Plastikstange. Um den beiden einen Gefallen zu tun habe ich das Plastikding, als meine Menschen es erstmals mit rausgenommen haben, ein paar Meter im Maul umhergetragen, es dann aber fallengelassen. Ich meine, was soll das? Dieses Ungetüm riecht ja nicht mal interessant – badet es in Leberwurst! Dann kommen wir ins Geschäft!
Aber zurück zum Thema. So ein Spaziergang am Abend ist ja eigentlich gar nicht schlecht. Meist ist das die Zeit, in der ich am meisten schnüffeln darf und eher weniger Übungen gemacht werden. Bisher jedenfalls – aber plötzlich weht ein anderer Wind (Sie sagen, es habe etwas mit meinem Alter zu tun – dass ich nicht lache!) Aber wie bitte soll ich denn folgsam sein und freudig Übungen absolvieren, wenn ich Hunger habe? (Ich bin ein Labrador – zugegebenermaßen habe ich eigentlich ständig Hunger – aber was soll’s – es geht hier schließlich ums Prinzip!) Was bitte soll ich da anderes tun als Herrchen und Frauchen in den Wahnsinn zu treiben, wenn doch der Magen knurrt?
Ich plädiere also für Folgendes: Zeitig am Abend ein schmackhaftes Essen (abends ab und zu mal eine schöne Dose von dem Nassfutter wäre nicht schlecht!), danach mindestens eine Stunde Gemütlichkeit. Gerne lasse ich mich da etwas kraulen (hinter den Ohren und am Bauch habe ich es besonders gern, wissen Herrchen und Frauchen auch) oder das Fell bürsten (das mag ich, wenn ich schön müde bin, besonders gern). Der Spaziergang am Abend sollte dann gerne etwas ausgiebiger sein, lange Schnüffeleien erlauben und eins, zwei Stöckchen, die ich mit nach Hause ins Wohnzimmer nehmen darf, sollten auch dabei rausspringen.
Ich werde das mal so beantragen. Wünscht mir Glück!